Sehr großes Interesse für den Saatgutworkshop
Rundum zufriedene Gesichter waren das Ergebnis bei allen Beteiligten des Workshops. Sowohl bei dem Referentenehepaar Barbara und Martin Keller, den Gründern des Openhouse Saatgut-Vereins und des mittlerweile über Deutschland hinaus bekannten alljährlichen Volkacher Saatgutfestivals wie auch bei den Teilnehmer*Innen, aber auch dem Organisator des Workshops, der leider vielen Anfragen eine Absage erteilen musste, weil aus praktischen Gründen die Teilnehmerzahl auf 15 begrenzt war. Schließlich waren es dann doch einige mehr, weil man niemanden wieder wegschicken wollte. Aufgrund vielfacher Bitten von denen, die aufgrund der Begrenzung nicht teilnehmen konnten, soll es eine Wiederholung des Workshops geben.
Wie wichtig der Erhalt von alten samenfesten Saatgut ist, wurde gleich zu Anfang thematisiert mit der Überschrift "Ohne Samen kein Essen auf dem Teller". Umso besorgniserregender die Tatsache der Monopolisierung des Saatgutsektors, d.h. nur noch 5 Großkonzerne beherrschen weltweit den Saatgutmarkt! Die bestimmen dann auch darüber, was auf den Markt kommt, aber auch, welche Folgen dies hat für die Samenvielfalt, deren Genpool, den notwendigen Einsatz von Maschinen und Chemie und letztendlich die Qualität der erzeugenten Lebensmittel und Gesundheit der Konsumenten. Es geht also um unsere Ernährungssouveränität, d.h. selbst darüber zu bestimmen und zu entscheiden, was am Ende auf den Teller kommt!
Auch und gerade hier in Bamberg: Denn einst war die Stadt fast in ganz Europa bekannt für ihr Gemüsesaatgut. Sämtliche Bamberger Gärtner hatten ihre eigenen Haussorten und, anders als heute, haben sie alles Saatgut auch selbst vermehrt und züchterisch bearbeitet, um auf den Standort angepasstes Saatgut zu erhalten, d.h. das optimal mit den örtlichen Verhältnissen klarkommt, wie den sandigen Böden, geringen
Niederschlägen, Temperaturen und sonstigen Witterungsverhältnissen. Kurz: Den klimatischen und sonstigen örtlichen Bedingungen bestmöglichst angepasstes Saatgut und damit am Ende bestmögliche Ernteergebnisse zu erhalten. Dies wurde dann auch noch zu einem erfolgreichen Exportschlagel, d.h. Bamberger Gemüsesamen reisten bis England, Holland oder Ungarn. Maschinen und Agrarchemie veränderten Märkte und Anbaubedingungen und dann auch noch die Flurbereinigung brachten das Aus für manche lokale Sorten. Das Saatgut, insbesondere in Bioqualität, kommt heute in der Regel nur noch aus ganz wenigen Vermehrungsbetrieben.
All dies war und ist allen Beteiligten des Workshops bewusst und hat sie ins Handeln gebracht, ganz im Geist der Transitionbewegung: Den Wandel von unten selbst mit Kopf, Herz und Hand angehen. Denn das Saatgut von lokalen Sorten zu erhalten und zu vermehren, ist ein Wissen bzw. ein Schatz, der nicht verloren gehen, und schon überhaupt nicht nur von wenigen Großkonzernen vereinnahmt und bestimmt werden darf.